Geometrie des Widerstands

Carpet of Time - 2673 Movements ist eine dynamisch wachsende Tanzperformance von Masoumeh Jalalieh und Daniel Zimmermann, die durch abstrakte Bewegungen und Klänge die Schönheit eines non-hierarchischen Miteinanders sichtbar macht und am 25. und 26. April im WUK zum ersten Mal zu sehen sein wird. Jalalieh und Zimmermann lassen sich mit Carpet of Time - 2673 Movements auf ein Wechselspiel zwischen Geometrie und Bewegung ein, um zu erkunden, wie abstrakte Kompositionen die Dynamik von Resonanz, Transformation und Zeitwahrnehmung erfahrbar machen. Gemeinsam mit der preisgekrönten österreichischen bildenden Künstlerin Inge Dick und ihrer Arbeit “jahres licht weiss", dem Schweizer Musiker und Komponisten Christian Müller und dem mexikanischen Lichtkünstler Victor Durán möchten sie mit Carpet of Time - 2673 Movements ein kraftvolles Zeichen für Transformation, Freiheit und die Überwindung von Grenzen setzen.

Inspiriert von persischer Teppichwebkunst, der Technik des Mustergesangs und der vollendeten Geometrie orientalischer Ornamentik verbindet Carpet of Time Tradition mit zeitgenössischen Fragestellungen und wird so zu einem Symbol gegen hierarchische Strukturen.

In einem 9x9 Punkte-Raster, ähnlich einem Schachbrett, werden durch Bewegungen komplexe Muster erzeugt, die grenzenlose Freiheit innerhalb eines begrenzten Raumes entstehen lassen.

Minimalistisches Bewegungsvokabular

Carpet of Time nahm seinen Ursprung im Iran, wo Masoumeh Jalalieh begann, ein einzigartiges Bewegungsalphabet in ihrer Teheraner Wohnung zu entwickeln.

Jalalieh schuf sie ein abstraktes, minimalistisches Bewegungsvokabular, das die Fülle der Möglichkeiten innerhalb eines begrenzten und reduzierten Materials erforscht und gleichzeitig nach der Emanzipation von hierarchischen Systemen strebt.

Daniel Zimmermann, dessen Werk an der Schnittstelle von Performance, Film und bildender Kunst liegt, hinterfragt die Nachhaltigkeit menschlichen Handelns und bietet alternative Perspektiven auf Bedeutung und Existenz.

Gemeinsam vereinen sie in Carpet of Time ihre individuellen Ansätze:

Sie greifen auf östliche Traditionen zurück, um sich mit zeitgenössischen Fragestellungen zu  Wahrnehmung, Zeit und Resonanz auseinanderzusetzen.

Die Choreografie und das Bewegungsmaterial sind strukturell durch das Raster sowie durch numerische und geometrische Motive eingeschränkt, drängen jedoch ständig zu neuen Möglichkeiten der Freiheit und Emanzipation.

Geometrischer Widerstand

Das Bewegungsmaterial besteht aus minimalistischen Aktionen - wie Gelenkbeugungen und Veränderungen der Körperhöhe durch Pliés und Relevés – die systematisch in verschiedene Richtungen und Ebenen untersucht werden: sagittal, frontal und horizontal.

Diese Bewegungen erzeugen geometrische Muster. Durch diese Reduktion und Abstraktion untersucht die Performance, wie die Geometrie des Widerstands hierarchische Systeme transformieren und neue Koexistenzformen schaffen kann.

Unwiderstehliche Entwicklung

Carpet of Time ist eine Tanzperformance in ständiger Entwicklung, die Schritt für Schritt erweitert wird. Unterschiedliche Phasen werden an verschiedenen Orten und in unterschiedlichen Kontexten und Settings präsentiert.

Das Bewegungs- und Klangmaterial entwickelt sich ständig weiter, wobei bei jeder Probe, jedem Residenz oder jeder Aufführung neue Elemente eingeführt werden, so dass das Stück organisch wachsen kann.

Ein Hauptaugenmerk liegt auf der Erforschung, wie sich die Form und die Botschaft der Performance im Laufe der Zeit entfalten:

Von einer 20-minütigen Präsentation bis hin zu einem zwei- bis dreistündigen künstlerischen Statement, das sich schließlich zu einer Tanzperformance entwickelt, an der mehrere Tänzer*innen und Künstler*innen beteiligt sind.

Ansteigende Bewegungen

Jalalieh und Zimmermann präsentierten 2024 die erste Version von Carpet of Time – 1187 Movements mit zwei Performer*innen und einer Laufzeit von 18 Minuten und 30 Sekunden.

Die Performance wurde im Kunstraum Lokal-int in Biel (Schweiz), bei ALDES, Spam! in Italien sowie an verschiedenen Orten im öffentlichen Raum gezeigt.

Mit Blick auf 2026 wird mit Carpet of Time – 8019 Movements eine erweiterte Version für vier Performer*innen entstehen. Und damit ein weiteres kraftvolles Zeichen für Transformation, Freiheit und die Überwindung von Grenzen gesetzt.