Schweigsam

© Stefan Wasner

Das Schubert Theater eröffnet die Saison mit einer besonderen Hommage an seinen  Namensgeber: Franz Schubert. In Kooperation mit dem renommierten Epos:Quartett und der virtuosen Dirigentin, Violinistin und Bratsche-Spielerin Berit Cardas verbindet das Figurentheater mit seiner Uraufführung von “Schuberts Schweigen - Wie die Zeit den Atem anhält” Kammermusik mit Figurentheater und geht ab 12. September dem GeheimnisSchuberts Spätwerkes auf den Grund.

Mit dem 21. März 1826 sollte sich Franz Schuberts Leben für immer verändern: Schubert, der seit seinem 13. Lebensjahr ununterbrochen komponierte und so bereits ein sehr umfangreiches Werk geschaffen hatte, verstummte an diesem Tag für über drei Monate.

Aus den Fugen
Ein langes Schweigen war Schuberts Antwort auf ein denkwürdiges Konzert des Wiener Musikvereins, der Uraufführung von Ludwig van Beethovens Streichquartett in B-Dur op. 130 mit dem ursprünglichen Schlusssatz, der “Großen Fuge” op. 133. 

Beethovens Quartett hatte Schubert die Feder aus der Hand geschlagen. Nach diesen Monaten der Stille komponierte er in einer völlig unrealistischen Zeit von zehn Tagen das Streichquartett in G-Dur.

© Stefan Wasner

Welcher Satz von Beethovens Streichquartett Schubert damals am tiefsten getroffen hat, lässt sich erahnen: Es war der peitschende Rhythmus der Großen Fuge, jenes 18 Minuten lange, verrückte Musikstück, das auch heute noch Konzertbesucher*innen zu verstören vermag.

Dieser Rhythmus zieht sich wie ein dramatischer Nachklang durch den gesamten ersten Satz von Schuberts G-Dur Quartett.

Schweigsame Höchstleistung

Schuberts Leben hat sich an diesem Märztag des Jahres 1826 radikal verändert. Von dem Moment an, an dem er wieder komponieren konnte – es war der 24. Juni 1826 – war er nicht mehr der, der er vorher war. 

© Stefan Wasner

Diese Wochen der Stille waren ein Sammeln von Kräften, das in einem fast übermenschlichen Kreativitätsausbruch gipfelte, nämlich der Niederschrift des Werkes in einer Zeit, die einem Kopisten nicht reichen würde, die Noten abzuschreiben, selbst wenn er Tag und Nacht arbeiten würde.

Und Schubert hatte ja nicht nur kopiert, sondern komponiert. Er hat dabei zu einer Kühnheit gefunden, die in ihrer kompromisslosen Wahrhaftigkeit die Nähe zu Beethovens Großer Fuge verrät.