Galeria Mana zeigt zwei Ikonen:
Ruth Klüger und Ceija Stojka
Ceija Stojka © Christa Schnepf / Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Die Galeria Mana zeigt vom 9. Oktober - 16. November 2025 Arbeiten zweier Ikonen: Ruth Klüger und Ceija Stojka wurden auf eine für sie beide unerwartete Weise öffentliche Stimmen ⎯ Stimme des Überlebens, literarische Stimme, feministische Stimme, Stimme der Rom*nja, jüdische Stimme, politische Stimme − Stimme des freien Menschen. Beide wurden als Kinder mit ihren Müttern in mehrere Konzentrationslager des NS-Regimes deportiert. Für beide wurden Worte ein überlebenswichtiges Medium.
80 Jahre nach Kriegsende widmet sich ein partizipatives Ausstellungsformat in Wien den Gedichten von Ruth Klüger und Ceija Stojka und zeigt dazu eine kleine Auswahl von Zeichnungen und Bildern von Ceija Stojka – im 7. Bezirk, dort, wo Ruth Klüger als Kind vor der Delogierung und Deportation zuhause war und wo Ceija Stojka nach dem Krieg lange Jahre wohnte.
Dichten ins Leben
Gedichte begleiten Ruth Klüger durch ihr Leben. Als sie als Kind nicht mehr zur Schule gehen durfte, begann sie Gedichte auswendig zu lernen. Deportiert in die Lager des NS-Regimes sagte sie sich diese Gedichte auf, um die nicht endenden Stunden auf dem Appellplatz durchzustehen und begann selbst zu dichten – im Kopf, denn zum Aufschreiben gab es nichts.
Mehr als vierzig Jahre nach dem Krieg hat Ceija Stojka zu schreiben, zu dichten und kurz darauf zu malen begonnen. Heute wird sie als Rom*nja Künstlerin international gefeiert. Ein großer Teil ihrer beider Gedichte handelt von den traumatischen Erlebnissen und Erinnerungen in der Zeit des Nationalsozialismus und ihrem Nachwirken in ihr gegenwärtiges Leben.
Ceija Stojka dichtet und malt aber auch über ihr in die Natur eingebundenes farbenvolles Leben als fahrende Rom*nja vor dem Einbruch des Nationalsozialismus – Erinnerungen an eine Welt, in die der Schrecken des Nationalsozialismus noch nicht eingedrungen war.
Stojka und Klüger: zwei außerordentlich Frauen treffen aufeinander
Die Ausstellung Ruth Klüger – Ceija Stojka. Dichten ins Leben möchte erstmalig Gedichte der beiden außerordentlichen Frauen in einem gemeinsamen Format sichtbar und erlebbar machen. Jeweils zwölf Gedichte der Autorinnen sind zu sehen, zu hören und zu lesen, bei Ruth Klüger schließt die Ausstellung das 1944 verfasste Gedicht Auschwitz sowie ihre Kommentare zu den eigenen Gedichten ein.
Ruth Klüger © Reinhart Meyer-Kalkus
Ceija Stojkas Gedichte sind zum Teil auf Romanes und deutsch zu sehen und zu hören. Dazu werden vier Zeichnungen aus der Zeit der Lager und vier farbige Bilder von Ceija Stojka gezeigt sowie jeweils drei Videodokumente: Auf drei YouTube Sequenzen spricht Ceija Stojka über die Ausgrenzung der Roma im NS-Österreich und über ihre Ankunft in Auschwitz.
In drei Ausschnitten aus dem Film Das Weiterleben der Ruth Klüger von Renata Schmidtkunz sehen und hören wir Ruth Klüger bei ihrer Rede zum Gedenktag im Österreichischen Parlament. Sie spricht ihr Gedicht Heldenplatz an dem Ort des Geschehens und wir begleiten sie in einer kurzen Sequenz zu ihrem Elternhaus Ecke Lindengasse / Neubaugasse im 7. Bezirk.
Ergänzt wird das Format durch drei zum Vorlass Ruth Klüger gehörende Faksimiles aus dem Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek und Faksimiles von handschriftlichen Fassungen der Gedichte Ceija Stojkas. Sämtliche Handschriften und Tagebücher von Ceija Stojka werden aktuell von der Ceija Stojka International Association zu einem digitalen Archiv aufgearbeitet.
Ikonen
Beide Frauen wurden auf eine für sie selbst unerwartete Weise international wahrgenommene, öffentliche Stimme ⎯ Stimme des Überlebens, literarische Stimme, feministische Stimme, Stimme der Rom*nja, jüdische Stimme, politische Stimme − Stimme des freien Menschen. Nicht zuletzt wurden ihre Stimmen auch zu inspirierenden Vorbildern.
Erinnerungskultur
Das Besondere des Projekts liegt in der Zusammenführung zweier die Shoah überlebender Frauen mit ganz unterschiedlichen kulturellen Herkunftskontexten einerseits und dem Fokus auf deren Gedichten andererseits.
Initiatorin und Kuratorin der Ausstellung Sabine Kock © Edith Ruthner

